Neben dem deutschen DCF77 ist der britische Zeitzeichensender eine wichtige Stütze für den Betrieb von Funkuhren in Europa. NPL ist dabei die Bezeichnung für das Funksignal, das die britische nationale Referenzzeit von der Funkstation im nordenglischen Anthorn in der Grafschaft Cumbria aussendet. Das Zeitsignal wird von drei am Standort des Senders installierten Atomuhren abgeleitet und basiert auf Zeitstandards, die vom britischen National Physical Laboratory (NPL) in Teddington gesetzt werden.

Das Signal, auch aus früherer Zeit bekannt als das MSF-Signal (und früher die sogenannte „Rugby-Uhr“, s.u.), wird mit einer hochgenauen Frequenz von 60 kHz ausgestrahlt und kann in ganz Großbritannien und in weiten Teilen Nord- und Westeuropas empfangen werden.

 

Der britische Zeitzeichensender und seine Geschichte

Der britische Zeitzeichensender bei Rugby wurde zuerst von der britischen Post im Jahr 1926 mit dem Rufzeichen GBR betrieben. Ab 19. Dezember 1927 übertrug es ein 15,8-kHz-Zeitsignal vom Königlichen Observatorium, das weltweit empfangen werden könnte. Die Zeitsignale, denen das Rufzeichen „GBR GBR TIME“ im Morsecode vorangestellt wurde, wurden während der 5 Minuten vor 03:00, 09:00, 15:00 und 21:00 Uhr übertragen. Der Sender GBZ auf 19,6 kHz wurde als Reserve verwendet und kam immer dann zum Einsatz, sobald GBR aufgrund von Wartungsarbeiten vom Sender genommen werden mußte. Im November 1986 schließlich wurde der britische Zeitzeichensender GBR eingestellt und seitdem nicht mehr als Frequenzreferenz verwendet.

Mit der Ausstrahlung der MSF-Signale wurde 1950 begonnen. Dabei wurden auf den Frequenzen 2,5, 5 und 10 MHz zunächst nur gelegentlich über den Tag verteilt gesendet. Das Schema war dabei immer gleich. Zuerst gab es Ankündigungen alle fünfzehn Minuten, beginnend mit der Morse-Code-Darstellung von „MSF MSF MSF“, gefolgt von der Ansage: „Dies ist MSF, Rugby, England, Übertragung … „. Ab Mai 1953 wurde das Signal 24 Stunden am Tag ausgestrahlt, aber mit regelmäßigen fünfminütigen Unterbrechungen, um den Empfang anderer Signale zu ermöglichen. Das 60-kHz-Signal wurde schließlich 1966 für den ununterbrochenen 24-Stunden-Sendebetrieb genutzt, und die ursprünglichen Frequenzreferenzen von 2,5, 5 und 10 MHz wurden im Februar 1988 eingestellt.

Am 27. Februar 2007 begann die NPL mit den Tests für neuen Zeitsignalübertragungen vom Sender Anthorn aus. Diese Station wird von VT Communications betrieben. Die formale Einweihung der umgesiedelten Anlage erfolgte kurz darauf am 1. April 2007, als das Signal von Rugby dauerhaft ausgeschaltet wurde. Die Änderung der Lage und die sich daraus ergebende Änderung der Signalstärke kann dazu führen, dass einige Geräte, die für die Verwendung des MSF-Signals ausgelegt sind, nun nicht mehr störungsfrei funktionieren.

 

Das „MSF-Signal“ und die „Rugby-Uhr“

Von der Einweihung des Zeitsignals im Jahr 1950 bis zum 1. April 2007 wurde es von der Rugby Radio Station in der Nähe von Rugby, Warwickshire, übertragen. Diese ursprüngliche Position des Senders brachte es mit sich, dass die Uhr als „die Rugby-Uhr“ bezeichnet wurde. Nach der Umsiedlung 2007 nach Cumbria bezeichnete die NPL nun offiziell das Signal als „The Time from NPL“. Das Rufzeichen des Rugby-Senders war MSF, wobei „M“ eines der ITU-Präfixe für das Vereinigte Königreich ist und die Buchstaben „SF“ ohne dokumentierten Grund zugewiesen wurden. Die offizielle Geschichte des Dienstes sagt, dass „Rugby eine zusätzliche Verpflichtung für die Übertragung von Referenzmodulierten Standardfrequenzen gegeben wurde“, aber keine wirkliche Erklärung für das Rufzeichen „MSF“ gegeben ist.

 

Übertragung und Empfang des britischen Zeitzeichensignals durch Funkuhren

Das gesendete Signal hat eine effektive Strahlungsleistung von 17 kW bei einer Frequenz von 60 kHz. Damit ist die Signalstärke größer als 10 mV/m bei 100 km Entfernung vom Sender und größer als 100 μV/m bei 1000 km Abstand vom Sender. Mit dieser Stärke kann das Signal in ganz Großbritannien empfangen werden. Auch in großen Teilen Nord- und Westeuropas ist das britische Zeitzeichen zu empfangen.